_gefunden IIIIIII

Es liegt eine Botschaft
auf dem Gehweg
ein kleiner Zettel der
sich weiß von den grauen
Steinen abhebt
die Schrift darauf
gut zu erkennen

ohne mich zu bücken
lese ich „süß-sauer“

_gefunden IIIIIIIIIIIIIIIII

Inmitten der Wartenden
am Fuße
der hölzernen Bank
ein feines Gespinst
sich verzweigt
einen Löffel aus Plastik
umschlingt
hellblaues Garn wie absichtlich
geknäuelt und gestrickt

Verwirrung
von der Bank zum Löffel
und zurück

_gefunden IIIIIIIIIIIIIIIIII

Draußen
im strömenden Regen
ein Vogel in
Sturzflughaltung
tot am Boden
sandfarben
erst auf den zweiten Blick
zu sehen

im U-Bahnwagon
später
mehrere Knäule
aus braunem Haar
am Boden
in Form und Farbe
vogelartig

_takt

Klackern
im Dunkel der Nacht
laute Schritte
auf nassem Asphalt
das Blinken
der ausgesetzten Ampel
an der nächsten Kreuzung
dazu die Absätze
im Takt

_aussehen

Die Bohnen
sehen aber gut aus
sagt die Frau
und kauft Erbsen

_pointe

In der geselligen Runde
am Abend sitzt diese Frau
tief über den Tisch gebeugt
gebannt der Erzählung
lauschend

bei der Pointe lacht sie los
und löscht mit ihrem Lachen
alle Kerzen

für einen kurzen Moment
solange der Schreck
eben dauert
herrschen die Stille
und das Dunkel

_versunkenheit

Sie hätte wohl
noch lange
dort gestanden
au feu rouge
in Gedanken

wenn nicht eine Frau
gekommen wäre
sich neben sie gestellt
und auf den Knopf
gedrückt hätte

_sechs minuten

Noch sechs Minuten
noch fünf
einen Bonbon herauspulen
aus klebrigem Papier
abends bei Regen
auf dem Bahnsteig
es ist bereits dunkel
über Nacht ist der Herbst
gekommen

noch zwei Minuten
aufdringliches Parfüm geht vorbei
langsam auf müden
schweren Beinen
Frida, Frida, wir müssen vorne
einsteigen

noch eine Minute
ein Handy klingelt
jemand steht allein und spricht
die Hand an ein Ohr gepresst
die Bahn kommt