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Wo stand der Tisch, stand er am Fenster?

Fotobuch, Duplex-Offsetdruck, 2003, Materialverlag der HFBK Hamburg

Das Buch ist der Versuch, einen Ort, an dem ich gewesen bin, einige Jahre später zu rekonstruieren. Durch Montagen des Fotomaterials am Computer entstehen nicht bestimmbare Räume. Der Text ist eine Aneinanderreihung von Erinnerungen – ein Ausschnitt, der außerhalb der Seite fortgeführt werden kann.

„Es gab löslichen Kaffee zum Frühstück, wir saßen am Tisch und über der Tischdecke aus Stoff lag so eine aus Plastik, doch wo stand der Tisch genau, stand er neben dem Schrank am Fenster? Ich glaube, in der anderen Ecke stand eine bemalte Kommode und es ging eine Spinnwebe von ihr zum Tischbein hinüber. Bei meiner Ankunft abends bei strömendem Regen lag ein kleiner Wassergraben um den Gartenzaun, im Garten gab es viele Nacktschnecken, ich zertrat eine von ihnen auf dem Weg zum Haus. Innen war ein sonderbarer Geruch nach Schränken, die zu selten geöffnet werden, nach Küche in der nicht gekocht wird. Es gab einen Raum nur für Bücher und einen Raum nur für Stühle, auf einem Stuhl ganz in der Ecke ein großes Stofftier vom Jahrmarkt, vielleicht ein Pinguin, unter dem abgedeckten Klavier ein Schaukelpferd aus Holz, auf dem Blumenständer noch ein paar Erdkrumen, eine Speisekammer mit leeren Gläsern, auch in der Küche stand ein Tisch mit Plastikdecke, hier haben wir nie gesessen. Ich weiß nicht, ob es Stühle in der Küche gab und ob der Tisch nicht auch nahe am Fenster stand...“